Mit Deichen suchte man die Marscheninseln vor Sturmfluten zu sichern. Die bischöfliche Altstadt und die herzogliche Neustadt vereinigten sich. Der neue Hafen in der Alsterschleife an der Trostbrücke bildet mit einem gemeinsamen Rathaus den Mittelpunkt.

Hamburg um 1150
Hamburg um 1150

Anmerkung: das Bild oben hat wohl zwei historische Ungenauigkeiten. Zu der Zeit, als das Gemälde angefertig wurde, dachte man noch, dass es drei Burgen gab. Aber die Burg auf der linken Seite konnte nicht nachgewiesen werden. Auch ist die Alster auf der linken Seite zu der Zeit noch nicht so breit gewesen, sondern wurde erst nach 1200 breiter, als sie für die große Kornmühle aufgestaut wurde.

Der Freibrief und der Hafengeburtstag

1106 starb das Geschlecht der Billunger aus und Adolf I. von Schauenburg wurde 1110 zum Grafen des herzoglichen Teils von Hamburg, bestellt. Er ließ Elbmarschen und -inseln eindeichen, trockenlegen und besiedeln. 1124 wurde unter Adolf I. die Alster zum ersten Mal für eine Kornmühle am Großen Burstah aufgestaut. Unter Adolf III. (*1160 +1225 Amtszeit 1164–1203) entstand im Bereich der Neuen Burg die Neustadt für Kaufleute, die unter gräflichem Einfluss stand. Er überließ Schiffern und Händlern das Gelände der Neuen Burg am unteren Alsterlauf (Nikolaifleet) zur Besiedlung. Als Anreiz und „Werbung“ für eine Ansiedlung fälschte[1] Adolf einen Freibrief, den er angeblich am 07.05.1189 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Dank für Hamburgs Unterstützung beim Kreuzzug im Heiligen Land, erhalten hatte. Der Freibrief enthielt für Hamburg vier wichtige Punkte:

  • Hamburg brauchte bis zur Nordsee keine Zölle mehr zu zahlen
  • die Heerpflicht wurde aufgehoben
  • Hamburger Bürger waren nur zum Schutze Hamburgs verpflichtet
  • im Umkreis von 15 Kilometern durfte um Hamburg herum keine weitere Burg errichtet werden, und den Hamburgern wurde erlaubt, Vieh zu halten, Fische zu fangen und Bäume zu roden

Noch heute wird der 7. Mai als Hafengeburtstag gefeiert.

Anmerkung: [1] Einige Historiker glauben aber, dass es möglicherweise eine Vorlage oder mündliche Absprache gegeben hat. In Ermangelung einer authentischen Urkunde wurde um 1265 ein verfälschte Barbarossa-Freibrief vom Senat erstellt und präsentiert.

Nutzung der Alster

Da sich die Flut der Elbe in die Alster ergoss wurde ein Niederdamm in die Alster gebaut., mehr als durch die Alster zu laufen/fahren gab er aber nicht her. Es dauerte aber bis zum 12. Jahrhundert einen 7m (über NN) Damm anzulegen um die Alster sicher zu überqueren und sie auch für Mühlen zu nutzen. Dieser Damm begrenzte den Alsterhafen nach Norden und liegt auf Höhe des Großen Burstah. Da wo heute der Adolphsplatz und die Banken und das neue Rathaus liegen bildete sich eine mit einigen handbreit Wasser überschwemmte Landschaft (Alstersee). Auf diesem Damm wurde dann auch die erste Mühle in Hamburg errichtet, eine Kornmühle und sie bekam den Namen Niedermühle. Eine Gedenktafel erinnert noch heute an die bis zum 19. Jahrhundert betriebene Mühle.

Später (1235) ließ Adolf IV die Alster ca 400m weiter nord-östlich stärker aufstauen. Es entstand der heutige Jungfernstieg und die Obermühle wurde gebaut. Mit der Teilung des Alstersees entstand die „kleine Alster“ und die „Binnen- und Außenalster“.

Im Laufe der Zeit wurde zahlreiche Mühlen gebaut und durch das aufgestaute Alsterwasser angetrieben. Dazu gehören:

  • Korn-Wassermühle mit Wohnung der Müller und städtischen Zimmermanns (Bergstraße)
  • Poliermühle für den städtischen Harnischmacher
  • Walkmühle für die Herstellung von Stoffen und Filzen
  • Lohmühle für die Hamburger Showmacher Zunft (Zerkleinern von Rinde zum Gerben von Leder)

Ein neuer Hafen

Anfang des 12. Jahrhunderts wurde unter Herzog Ordulf aus der Familie der Billunger, nahe der Mündung des Reichenstraßenfleets in die Alster, ein erstes künstliches Hafenbecken angelegt. Das Gelände bei der Neuen Burg bekam eine Erhöhung aus Lehm und Sand und in der Alsterschleife wurde eine Kaimauer aus Baumstämmen errichtet. Dieser zweite Hafen Hamburgs wurde bei einer Sturmflut am 17. Februar 1164, der Ersten Julianenflut, vollständig zerstört.

Im Jahr 1266 wurden Altstadt und Neustadt durch die Trostbrücke miteinander verbunden, sie überquert den ehemaligen Alsterhauptarm, der 1916 den Namen Nikolaifleet erhielt. Hier wurde dann auch der neue Alsterhafen angelegt, der bis zum großen Brand 1842 bestand.

Die Inseln Cremon und Grimm, durch das verzweigte Flusssystem der Bille- und Alsterarme gebildet, wurden zwischen 1240 und 1280 in die Stadtbefestigung einbezogen. Das Zentrum des Hafens bildete zunächst weiterhin das kleine Hafenbecken an der Trostbrücke. Hier wurde das gräfliche Zollhaus (1266), die Waage (1269) und der Kran (1291) errichtet.

Durch das Aufstauen der Alster ab 1235 und Schaffung des Alstersees (heute Binnen- und Außenalster) führte der Fluss immer weniger Wasser und hatte keine ausreichende Tiefe für die Schifffahrt mehr. Heute fällt das Nikolaifleet bei Ebbe trocken. Der Umschlagplatz lag nun im bis heute bestehenden Binnenhafen zwischen Kajen / Hohe Brücke und Kehrwieder, für genügend Wasser sorgte ab 1258 die Umlenkung der Bille. Es entstand Dat Deep, ein Wasserlauf, der heute noch mit Oberhafen und Zollkanal nachvollziehbar ist. Bei der dort gelegenen Hohen Brücke wurde 1353 ein zweiter Kran, der sogenannte Neue Krahn errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte ersetzte man die Holzkonstruktion mehrmals, bis man 1858 an seiner Stelle einen eisernen Kran installierte und diesen 1896 auf elektrischen Betrieb umstellte. Er wurde bis 1974 eingesetzt und ist nach wie vor als Sehenswürdigkeit erhalten.

Ab 1351 wurde die Hafeneinfahrt zur Elbe hin mit dem sogenannten Niederbaum gesichert, ein Verbund von vertäuten Stämmen, die nachts oder bei Kriegsgefahr quer zur Fahrrinne gelegt einen Baumwall bildeten. Nach Osten zur Bille und Elbe oberhalb der Stadt sicherte nach dem gleichen Prinzip der Winserbaum, ab 1385 Oberbaumgenannt, die östliche Hafeneinfahrt, etwa auf der Höhe des heutigen Messbergs.

1195 wird die St. Nikolaikapelle in der Neustadt erstmalig erwähnt. Diese erste Kapelle wurde dem heiligen Nikolaus geweiht, dem Schutzheiligen der Seefahrer und Kaufleute. Bei archäologischen Grabungen an der Ecke Hopfenmarkt/Hahntrapp wurden Hölzer gefunden, die aus den Jahren 1111/12 stammen.

Die Dänen

Im 13. Jahrhundert wurde Hamburg von Kriegen gezeichnet. 1201 überfiel Herzog Waldemar II. Hamburg, besetzte Stadt und Region und nahm Adolf III. gefangen. Friedrich II. König von Staufen trat 1214 die Ländereien nördlich der Elbe an das Königreich Dänemark ab, um sich ein Bündnis gegen die Welfen zu sichern. Hamburg wurde von einem dänischen Statthalter verwaltet. Die fremden Besatzer ließen beide Teile der Stadt 1215 näher zusammenwachsen und Hamburg einte sich unter einem Rat, Gericht und Rathaus (zuerst am Dornbusch und seit 1290 an der Trostbrücke). Auf der Trostbrücke steht auch heute noch eine Statue von Adolf III.

Kupferstich von F. Ladomin um 1690. Abgebildet in dem Buch: Joist Grolle: „Das Rathaus der Freien und Hansestadt Hamburg“, Hamburg 1997, Seite 25 (Quelle)

Am 22. Juli 1227 besiegte eine norddeutsche Fürstenkoalition mit Beteiligung Hamburger Bürger die Dänen in der Schlacht bei Bornhöved vernichtend. Die Stadt unterwarf sich Adolf IV. von Schauenburg (+1261), der ab 1228 Herr der gesamten Stadt war. In diesem Sinne überließ der Erzbischof die Altstadt dem Grafen (bis auf den Dom, der blieb beim Domkapitel).

Hamburg entwickelt sich

Er stiftete Hamburgs erstes Kloster zwischen 1232 und 1247, das St.-Maria-Magdalenen-Franziskanerkloster (an der Stelle der heutigen Börse, wurde 1837 abgerissen). 1239 zog sich Adolf IV. in das von ihm gestiftete Kloster zurück und erhielt später in Rom die Priesterweihe (1244). Noch heute erinnert der Adolphsplatz an das Kloster. Es wurde noch weitere Klöster zu der Zeit errichtet.

Ab 1240 wurde eine neue Befestigungslinie angelegt, die bereits um 1250 den größten Teil der Hamburger Altstadt umgab und deren Grundrisse und Namen noch heute das Stadtbild prägen (Lange Mühren, Kurze Mühren, Steintor, Millerntor, Alstertor). In dieser Phase des Aufbaus entstanden auch etliche Klöster und Spitäler.

In den folgenden Jahren kaufte die Stadt den Grafen fast alle Rechte ab und machte sich damit weitgehend unabhängig. Im Osten wurde die Stadt um das Kirchspiel St. Jacobi erweitert.

Am 5. August 1284 wurde Hamburg von einem verheerenden Brand heimgesucht, der die damalige Bevölkerung (ca. 5.000) hart traf.

Ab 1292 hatte der Rat Hamburgs gesetzgebende Gewalt.

Die Stadt um 1240

Hamburg um 1240, aus: E. H. Wichmann: Heimatskunde, 1863.
Quelle: www.christian-terstegge.de

Wegen Anlage der Niedermühle, die Obermühlen fehlten noch, war die Alster durch den Mühlendamm, den jetzigen Burstah, aufgedämmt worden, und dadurch ein Mühlenteich entstanden, welcher auch die Gegend der großen Bleichen, *) des Neuenwalls etc. überschwemmte, während manche Theile der jetzigen Außenalster wohl noch trocken blieben, da der Mühlenpaß damals noch nicht so hoch als jetzt zu sein brauchte.

Anmerkung im Buch von E. H. Wichmann „Heimatskunde. Topographische, historische und statistische Beschreibung von Hamburg und der Vorstadt St. Georg“ Hamburg, Verlag von Wilh. Jowien, 1863. (hier buchstabengetreu wiedergegeben)

Die Stadt am Ende des 13. Jahrhunderts

Hamburg um 1300, aus: F. H. Nedder­meyer: Topographie der Freien und Hanse Stadt Hamburg, 1832.
Quelle: www.christian-terstegge.de

1. Die Domkirche (Marien Kirche.)
2. Die St. Petri und Pauli Kirche.
3. St. Nicolai Kirche.
4. St. Catharinen Kirche.
5. St. Jacobi Kirche.
6. Der Resendamm.
7. Der Thurm Bergvrede.
8. Das Mühlenthor.
9. Die Mühle am Mühlenthor.
10. Die Weisbeutelei.
11. Küterhaus.
12. St. Johannis Kloster.
13. Der blaue Thurm.
14. Der (alte) Wall.
15. Das St. Marien Magdalenen Kloster.
16. Die große Johannisstraße.
17. Die Knochenhauerstraße.
18. Hinter St. Peter.
19. Der Pferdemarkt.
20. Die Breitestraße.
21. Der Rövekamp.
22. Die Spitalerstraße.
23. Das Spitalerthor.
24. Der Barkhof.
25. Das Steinthor.
26. Die Steinstraße.
27. Das Beguinenhaus.
28. Der Kattrepel.
29. Bei der Marien Kirche.
30. Die Filterstraße.
31. Der Berg.
32. Der Brunnen auf dem Berge.
33. Der Schrangen.
34. Die Pelzerstraße.
35. Beckmacherstraße.
36. Gr. Bäckerstraße.
37. Die Garbraderstraße.
38. Die Münze.
39. Das Eimbecksche Haus.
40. Kl. Bäckerstraße.
41. Fischmarkt.
42. Das Heelhaus.
43. Die Niedernstraße.
44. Der Klingberg.
46. Das Hopfenthor.
47. Erste Brandstwiete.
48. Gr. Reichenstraße.
49. Das Hadlerthor.
50. Der Neß.
51. Das Rathhaus,
52. Die Wage.
53. Das Schafferhau
54. Der Schauenburger Zoll.
55. Der Brodschrangen.
56. Die Trostbrücke.
57. Die Zollenbrücke.
58. Der Grimm.
59. Bei den Mühren.
60. Lewenberghes Thor.
61. Die Reimersbrücke.
62. Die Hohe Brücke.
63. Die Holzbrücke.
64. Der Cremon.
65. Die Deichstraße.
66. Die Steintwiete.
67. Der Rödingsmarkt.
68. Die Goldtwiete.
69. Die Mühle.
70. Die Mühlenbrücke.
71. Die Schleuse am Buhrstah.
72. Das Milderethor.
73. Das Heilige Geist-Hospital.
74. Das St. Georgs-Hospital.

H. Neddermeyer: Topographie der Freien und Hanse Stadt Hamburg, Plan I: „Hamburg am Ende de 13. Jahrhunderts“, Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 1832.

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