Am Morgen sind wir von Porlamar nach Barcelona geflogen. Auf dem Flug konnten wir schon unseren Guide „Luis“, der uns auf der ganzen Reise begleiten sollte, kennenlernen. In Barcelona haben wir auch unseren ersten Fahrer getroffen. Von dort sind wir mit dem Jeep Richtung Westen der Küste entlang nach Caripe gefahren. Kurz vor Caripe liegt der „Cueva del Guácharo National Park“.
Hier ist das Reich der Guácharos (Steatornis caripensis), auch Fettschwalme genannt. Diese nachtaktiven, blinden Vögel, gehören zu der Familie der Ziegenmelker, die in ihrer Größe einzigartig sind. Sie werden bis zu 50 cm lang und haben eine Flügelspannweite bis zu 1,10 m. Ihre Population wird auf ca. 30000 Exemplaren geschätzt. Die Fettschwalme haben einen spitzen, gebogenen Schnabel, der eher an einen Raubvogel erinnert, den sie jedoch zum Knacken von Früchten gebrauchen. Sie ernähren sich ausschließlich von fetthaltigen, aromatischen Früchten, die sie auf ihren nächtlichen Streifflügen sammeln und erst in der Höhle verspeisen. Die Vögel legen auf der Suche nach Nahrung bis zu 40 km zurück. Sie bevorzugen Palmenfrüchte, Beeren des Lorbeerbaumes, die Blütenknospen der Zwergpalme und den Weihrauchbaum. All diese Pflanzen sind stark aromatisiert, die Forscher gehen davon aus, dass die Guácharos den Geruchssinn zur Ortung von Nahrung nutzen. Die Früchte werden an den Nistplätzen geschluckt und die unverdaulichen Reste wieder ausgespuckt. Das Fruchtfleisch, in Verbindung mit den Exkrementen wird auch zum Nestbau genutzt. Die Samenkörner fallen zu Boden und fangen an zu keimen, ein Miniaturwald entsteht, das fehlende Licht lässt die entstehenden Pflanzen jedoch schnell wieder absterben. Die Guácharos legen 3-4 Eier, die Brutzeit beträgt einen Monat. Die Küken haben einen großen Fettvorrat, den sie zum Überleben brauchen, ihnen jedoch auch zum Verhängnis wurden. Schon vor tausenden von Jahren wurden die Küken mit langen Stangen von den Brutplätzen gestoßen und eingesammelt. Die Eingeboren kochten sie dann, dass so gewonnene Fett wurde in Gefäßen gesammelt und für die Zubereitung von Speisen verwendet. Diese Praktiken sind nun jedoch verboten. Da die Guácharos fast blind sind, haben sie im Laufe der Evolution ein Orientierungssystem entwickelt, das dem der Fledermäuse ähnelt. Sie stoßen für das menschliche Ohr hörbare Klackgeräusche aus, die wie bei den Fledermäusen als Echo-Ortungssystem funktionieren. Bereits beim Betreten der Höhle hört man dieses vielstimmige Klacken der Guácharos.
1799 bereiste der Universalgelehrte Baron Alexander von Humboldt Venezuela und erforschte die Höhle von Guácharo. Er kam bis zu der Höhle die heute seinen Namen trägt, „Salón de Humboldt“, an der „Plazoleta de Humboldt“ erinnert eine Gedenkplatte an dieses Ereignis. Humboldt wurde auch ein Denkmal vor der Höhle gewidmet, von dem er, zusammen mit vielen Touristen, den allabendlichen Abflug der Guácharos beobachtet.
Am späten Nachmittag sind wir durch Caripe bis zu unserer Unterkunft, der „Hacienda Campo Claro“, gefahren. Diese wir von einem ehemaligen Franziskaner Mönch geführt und bietet zwei kleine Häuschen, mit jeweils vier Zimmern. Einfach aber gemütlich, und der Service und das Essen sind vier bis fünf Sterne würdig gewesen.
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