Die Hafenkante – das ist der Uferstreifen zwischen der Speicherstadt im Westen und dem Fischmarkt im Osten – ist Hamburgs Tor zu Welt. Er ist der größte Seehafen in Deutschland und gemessen am Containerumschlag 2007 mit einem Rekordergebnis von 9,89 Mill. Container der drittgrößte in Europa nach Rotterdam und Antwerpen. Unbestritten ist seine Spitzenposition weltweit als Umschlagsplatz für Rohkaffee.
Der Hamburgere Hafen gilt trotz einer Entfernung von 110 km von der Mündung der Elbe in die Nordsee als Seehafen. Regelmäßig sind Baggerschiffe zur Elbvertiefung im Einsatz, um konstant eine Wassertiefe von 13 Metern zu gewährleisten, damit auch größere Schiffe den Hamburger Hafen anlaufen können. Jährlich laufen rund 13.000 Seeschiffe aus aller Welt den Hamburger Hafen an.

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Kurz vor der Mündung der Alster in die Elbe entstand am 1877 zugeschütteten „Reichenstraßenfleet“ der erste Hamburger Hafen. Der eigentliche Ursprung des Elbehafens lag im Bereich des „Baumwalls“ und den „Vorsetzen“,welcher aber weitgehend ohne Kaianlagen war. Am Binnenhafen wurde außerdem ein öffentlicher Kran errichtet. Die Schiffe lagen an „Duckdalben“ (in den Hafengrund eingerammte Pfähle zum Befestigen von Schiffen), was aus Sicherheitsgründen erforderlich war, um einen Angriff auf Hamburg von See her zu verhindern.
Das Nikolaifleet wurde später zum Hafen ausgebaut. Durch die Aufstockung der Alster mittels eines Damms von der Bergstraße bis zum heutigen Gänsemarkt entstanden die Binnen- und Außenalster und der Nikolaifleethafen wurde fast trockengelegt. Es musste ein neuer Hafen an der Alstermündung in der Elbe gebaut werden, das war der erste Elbehafen!
Hansezeit
Kaiser Barbarossa verlieh der Stadt im Mai 1189 mit einer formlosen Notiz die Zollfreiheit, um den Aufschwung der aufstrebenden Handelsstadt zu beschleunigen. Im 12. und 13. Jahrhundert verstärkte sich der Handel in Norddeutschland und die neu gegründeten Hafenstädte an der Ostseeküste florierten. Gemeinsam mit Hamburg vertraten Kaufleute aus diesen Städten häufig ihre Interessen außerhalb Norddeutschland und so entstand die „Hanse“, die sich im Laufe der Zeit von einem Kaufmannsbund zum Städtebund wandelte. In der Zeit um das 14. Jahrhundert entwickelte sich Hamburg zum wichtigsten Umschlag- und Stapelplatz zwischen Nord- und Ostsee. Die Hansezeit brachte der Stadt bis dahin nie gekannten Wohlstand. Wichtige Besitztümer aus dem Umland wurde erworben. Mit dem Aufschwung des Seehandels nahmen die Überfälle durch die Piraten auf die Handelsschiffe zu. Ab 1265 litt Hamburg besonders unter den sog. „Dithmarschern“, die regelmäßig Schiffe auf der Elbe überfielen und plünderten. Ebenso berüchtigt waren die Übergriffe der „Vitalienbrüder“ auf Hamburger Schiffe in der Nordsee. Nach empfindlichen Verlusten durch diese Überfälle taten sich die Städte Hamburg und Bremen im Jahre 1400 zusammen und rüsteten 1400 Kriegsschiffe gegen die „Likedeeler“ (ein niederdeutscher Ausdruck für“Gleichteiler“ bei der Aufteilung der Beute) aus und brachten ein Jahr später (1401) zunächst die Flotte von Klaus Störtebeker und später auch die von Gödeke Michels auf. Beide wurden in Hamburg verurteilt und hingerichtet, wobei nach der Hinrichtung die Köpfe der Piraten auf Pfähle genagelt und zur Schau gestellt wurde.
Ein Hafen entsteht
Im Laufe seines weit über 800jährigen Bestehens hat sich der Hamburger Hafen von einem kleinen Anlandeplatz an einem Billemündungsarm in der Altstadt über einen Alsterhafen zu einem Hafen an der Elbe verlagert und entwickelt. Während er im Jahre 1860 noch durch dicht gedrängte Segelschiffe und einige wenige Dampfer geprägt war und die Schiffe mittels schiffseigenem Geschirr auf gestakten Hafenfahrzeugen und an den Kais werkenden Arbeitern mit Karren, Handkranen- und Winden entladen wurden, fand der Stückgutumschlag schon im Jahre 1810 an den Kais mittels Dampf- und Elektrokräne statt. Auch wurden die Segelschiffe mehr und mehr von den Dampfschiffen verdrängt.
Die Elbinseln zwischen Norder- und Süderelbe wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert als Hafengebiet erschlossen und es entstanden zahlreiche Hafenbecken, was bedeutete, dass dabei die alten Katen und Patrizierhäuser der Hafenerweiterung zum Opfer fielen. Ca. 20.000 Bewohner wurden zwangsumgesiedelt.

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Im zweiten Weltkrieg wurden 80 Prozent der Hafenanlagen zerstört. Nach der Kapitulation im Mai 1945 wurde der Hamburger Hafen militärisches Sperrgebiet und kam unter englischer Verwaltung. Erst 1956 wurde im Wesentlichen der Wiederaufbau abgeschlossen. Dennoch konnte Hamburg bedingt durch die Teilung in Ost und West, wodurch ihre Rolle als Mittelpunkt im europäischen Hinterland entfiel, nicht mehr an seine ehemalige Bedeutung als Welthafen anknüpfen. Im 1961 vom Hamburger Senat beschlossenen Hafenerweiterungsgesetzt war die Erweiterung des Hafens im Gebiet von Altenwerder und Moorburg vorgesehen. Für das Hamburger Dorf Altenwerder hat der Senat und die Bürgerschaft 1973 einstimmig die endgültige Räumung beschlossen.
Containerschiffe bestimmen ab 1970 das Bild des westlichen Teils des Hafens und der Umschlag wurde stark automatisiert. Die innenstadtnahen Hafengebiete verloren mit der Zentralisierung und Automatisierung ihre Bestimmung und neue Nutzungsmöglichkeiten wurden geplant. Der Hafenumschlag verlagerte sich nach Westen und die Hafenbecken auf dem Großen und Kleinen Grasbrook entsprachen nicht mehr den Platzkapazitäten, die an einen Seehafen gestellt wurden. Für einen modernen Containerhafen benötigte man jetzt große Stell- und Verladeflächen. Inzwischen wurden zahlreiche Hafenbecken wieder zugeschüttet, wie zum Beispiel der „Indiahafen“, der V“ulkanhafen“ oder der „Griesenwerder Hafen!.
In den folgenden Jahren wuchs der Anteil der mit Containern transportierten Waren stetig und der Stückgutumschlag in Säcken, Fässern und Kisten ging kontinuierlich zurück. Neue Formen des Güterumschlags entstanden, wie z. B. die Containerbrücken, die das schiffseigene Ladegeschirr überflüssig machten. Heute macht der Hamburger Hafen den größten Teil seines Umsatzes mit dem Containerumschlag (ca. 9,89 Mio. Standardcontainer im Jahre 2007).
Der Güterumschlag bildet die Hauptnutzung des Hamburger Hafens und damit speziell der Containerumschlag. Die industrielle Nutzung besteht in der Rohstoffverarbeitung, insbesondere in der Raffinerie von Mineralöl aber daneben bestehen auch Getreidemühlen sowie Kaffee- und Teeveredelungsbetriebe, ebenso ist der Schiffbau ein weiterer wichtiger Industriezweig im Hafen. In den letzten Jahren nimmt auch die Passagierschifffahrt wachsende Bedeutung ein, speziell die Kreuzschifffahrt und der Tourismus.
Zur Geschichte des Hamburger Hafens gibt es eine große Abteilung im Museum für Hamburger Geschichte. Ferner sind über das Gebiet entlang der Elbe einige Erinnerungsstücke zu besichtigen:
wie der Stückgutfrachter „Cap San Diego“, die stählerne Dreimastbark „Rickmer Rickmers“ an den Hamburger Landungsbrücken, sowie an wechselnden Standorten im Hamburger Hafen die Flussschifferkirche, die als einzige schwimmende Kirche Deutschlands gilt.
Speicherstadt und Zollkanal
Durch die Stadtbefestigung war das Gelände der HafenCity im 16. Jahrhundert ungefähr im Verlauf der heutigen Straße „Am Sandtorkai“ geteilt. Die Wohngebiete Kehrwieder und Wandrahmviertel befanden sich im Bereich der heutigen Speicherstadt. Vor der Stadtmauer lagen sumpfige Wiesen, welche als Weideland dienten. Als Hinrichtungsstätte speziell für Piraten diente die Westspitze des Großen Grasbrooks.
Schiffsbauer und Hafengewerke siedelten sich später zum Anfang des 19. Jahrhunderts an. Durch den Bevölkerungs- und Wirtschaftszuwachs im 19. Jahrhundert reichten die Kapazitäten des Hafens an der Alstermündung nicht mehr aus und man begann nach der Niederlegung der Stadtmauer die Flächen des Grasbrooks als Hafenerweiterungsgebiet zu nutzen. 1868 wurde als erstes künstliches Hafenbecken der „Sandtorhafen“ ausgehoben, 1881 kam der „Grasbrookhafen“ hinzu.

The Speicherstadt in Hamburg around 1890.
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1888 entstand in Hamburg anlässlich des Anschlusses Hamburgs an das Zollinland des Deutschen Reiches die Speicherstadt, der größte auf Eichenpfählen gegründete Lagerhauskomplex der Welt, welcher seit 1991 unter Denkmalschutz steht.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Hamburg der sog. „Zollkanal“ als verbundener Schiff-Fahrtskanal erbaut, um das neu geschaffene Freihafengebiet umfahren zu können. Der Zollkanal verband das Zollinland – während das Freihafengebiet Zollausland war. Zwischen Zollkanal, Kehrwiederspitze und Sandtorhafen erhob sich damals auf der Brookinsel der einheitlich geplante, 1,5 km lange Komplex der Speicherstadt. Während der Baumaßnahmen für die Speicherstadt wurden mehrere Planungen für den Verlauf des Kanals vorgelegt, die sogar noch weiter nördlich als den jetzigen vorsahen, so dass die Katharinenkirche noch südlich von ihm gelegen hätten. Doch schließlich begrenzte man den Zugriff auf die abzureißende Bebauung der Altstadt Hamburgs und legte den Zollkanal im heutigen Verlauf an. Man verbreiterte die seit dem Mittelalter bestehenden Gewässer der „Deep“ und des „Oberhafens“ (diese Verbindung zur Elbe war 1258 aus der Billemündung und einem Stichkanal zur Nordelbe entstanden und bildete einen wichtigen Teil der ursprünglichen Hafenanlagen.
Eine Flutschutzmauer begrenzte den Zollkanal nach Norden hin für die Hamburger Altstadt und dem Hafenrand-Straßenzug. Direkt nördlich dieser Hafenrandstraße befindet sich die Katharinenkirche. Die Brooksbrücke – eine Stahlbogenbrücke, die 1867 erbaut wurde, diente als Zugang zur Speicherstadt und damit zum Gelände des Freihafens. Ihre Torbauten und Standbilder wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Der südliche Abschluss der Brücke wurde in Form eines Stadttores ausgeführt, dessen westlicher Turm das Stadtwappen und dessen östlicher Turm das Reichswappen zeigte. Weitere Brücken über den Zollkanal waren die Jungfernbrücke bei der Katharinenkirche für Fußgänger, die Kornhausbrücke als Verlängerung der Brandstwiete, der Wandrahmsteg beim Meßberg und die Oberbaumbrücke, hinter der der Oberhafen beginnt. Die Speicherstadt mit ihren dort gelagerten Waren wird durch den Zollkanal wie ein Burggraben nach Norden hin begrenzt.

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Als Baumeister der Speicher-Stadt wird der Hamburger Bauingenieur Andreas Meyer genannt. Die Lagerhäuser werden teilweise heute noch genutzt, um wertvolle Güter wie Tee, Kaffee und Gewürze zu lagern und zu veredeln. Nur der Freihafen war jetzt noch zollfreie Zone, die Kaufmannsspeicher, die sich in der Stadt befanden, jedoch nicht. Also riss man 1883 die Wohnquartiere auf der im Freihafen gelegenen Kehrwieder- und Wandrahminsel kurzerhand ab und baute die Speicherstadt mit ihren aus 17 sieben- bis achtstöckigen Lagerhäusern mit einer Gesamtfläche von rund 330.000 Quadratmetern. Mehr als 20.000 Menschen verloren dabei ihr Heimatviertel und wurden umgesiedelt.

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Auch die früheren Wohnviertel am Kehrwieder und Wandrahm mussten ab 1883 für die Errichtung des Freihafens und für den Bau der Speicherstadt geräumt und abgerissen werden. Schon wenig später, im Jahre 1888 waren die ersten Speicherbauten hier fertiggestellt. Einheitlich sind sie im Stil der Backsteingotik errichtet und verdanken ihr romantisches Aussehen den vielen Giebeln, Erkern und Zinnen.
1938 wurden aus Teilen der früheren Altstadt Süd und dem Stadtteil St. Georg „Klostertor“ und „Klosterhafen“ gebildet und dann im Jahre 1951 zum Stadtteil Klostertor zusammengefasst.
Langsam begann sich aber am Ende der 80ziger Jahre des letzten Jahrhunderts abzuzeichnen, dass die Speicherstadt keine wirtschaftliche Zukunft mehr als Lagerviertel hatte. Moderne Lagerhallen und Betriebe entstanden woanders und in der alten Speicherstadt siedelten sich Im- u. Exportfirmen für Orientteppiche an, die immer stärker zum Hauptnutzer der Speicherstadt wurden. Die hohen Personalkosten in den Speichern zwangen die traditionellen Quartiersmannsbetriebe, welche sich damals gegen 1988 besonders heftig gegen den diskutierten Verkauf der Speicherstadt gewehrt hatten, schließlich dazu, sich neue Domizile zu suchen und am Ende wurde die Speicherstadt durch die Anfang 2003 erfolgte Verlegung der Zollgrenze bis kurz vor die Elbbrücken, zu einem ganz „normalen“ Stadtteil.
Die Insel „Kehrwieder“ bildet einen Teil der historischen Speicherstadt in Hamburg. Sie wurde durch den Bau des Zellkanals von der Altstadt abgeschnitten. In früheren Zeiten verabschiedeten hier auf der Kehrwiederinsel die Hamburger Frauen ihre zur See fahrenden Männer mit dem Wunsch „Kehr wieder heim“. Die westliche Spitze der Insel war früher der westlichste Punkt des Hafens und des früheren Hamburgs. Von hier aus verließen die seefahrenden Männer Hamburg. Schon die Elbfahrt stellte eine nicht ungefährliche Flussfahrt dar. Einige von ihnen überlebten schon die Flussreise nicht, einige andere die Seereise nicht. Die zurückbleibenden Frauen blieben dann zum Teil als unversorgte, arme Witwen zurück. Der Name „Kehrwieder“ für diesen Ort hat sich bis heute gehalten.
Heute beträgt die Fläche des „Speicherstadt-Areals“ 300.000 m² Fläche mit einer Länge von 1,5 km und einer maximalen Breite von bis zu 250 Meter, auf der sich in 15 Blöcke und auf 9 einzelne Gebäude befinden. Das älteste Gebäude ist der sog. „Kaispeicher B“ aus den Jahren 1878/79, der sich unter Denkmalschutz befindet. Seit 2008 befindet sich hier das Internationale Maritime Museum.
Im zweiten Weltkrieg wurden mehr als die Hälfte der Gebäude der Speicherstadt zerstört. Das heutige Areal, das heute zum neugeschaffenen Stadtteil HafenCity gehört, ist über mehr als 20 Brücken zu erreichen, welche die sechs Fleete überspannen. Die Speicherstadt gehört heute der Stadt-Tochter HHLA – der Logistik-Konzern hat die meisten der Gebäude vermietet.
Dort befinden sich Teppichhändler, sieben Museen und Archive, zwei Theater und drei Event-Attraktionen wie das Eisenbahn-Miniaturwunderland (die größte Modelleisenbahnanlage der Welt), das „Hamburg-Dungeron“ (ein Gruselkabinett mit Showeinlage und echten Darstellern, die 600 Jahre Hamburger Geschichte wie der Große Brand, Festname und Hinrichtung des Seeräubers Klaus Störtebecker, Skelette, Totenköpfe, Klabautermänner und Schiffsgeister zeigen) und das Theater in der Speicherstadt mit der „Speicherstadtstory“ rund um Arbeiterschicksale. Im alten Lagerboden im Speicher Block L befindet sich seit 1991 das kleine, aber feine „Spicy’s Gewürzmuseum“ das von Privatleuten gegründet wurde. Dort befinden sich säckeweise Gewürze wie z. B. Safran, Pfeffer, Thymian, Paprika, Oregano oder Nelken, die auf einer Fläche von 350 m² stehen und von den Besuchern angefasst, gerochen und auch probiert werden dürfen.