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Europäischer Boden! MS COLUMBUS 2 erreicht nach langer Zeit wieder europäisches Land. Vorsichtig herantastend zunächst die Insel Sizilien und noch nicht das Festland. Manche nennen sie auch die nördlichste arabische Insel. Jedenfalls ist Sizilien aufgrund seiner strategisch günstigen Lage im Zentrum des Mittelmeers von unterschiedlichen kulturellen Einflüssen geprägt. Griechen, Römer und Mauren haben ihre Spuren hinterlassen. Landschaftlich dominiert der weithin sichtbare Ätna das Gebiet.

Viele der Gäste sehen an diesem Tag auch entsprechend das griechisch-römische Theater in Taormina und den Ätna. Immer wieder ergeben sich herrliche Anblicke der Täler, die von Akazienbäumen goldgelb erstrahlen. An den Hängen scheinen Bäche von Blüten herabzufließen, denn der „Blauregen“ (Glyzinie) steht in voller Pracht. Die Aussicht auf das Meer ist an diesem Tag glasklar und man kann deutlich die unterschiedliche Wasserfärbung der Strömungen in der Straße von Messina erkennen. Diese Verwirbelungen und starken Bewegungen waren einst gefürchtet bei Seeleuten und nicht umsonst erzählt die griechische und römische Mythologie von zwei Seeungeheuern, die hier wohnen und mitunter Schiffe mitsamt ihrer Mannschaft verschlucken.

Mythologisch umwittert ist auch der größte Vulkan Europas. Hephaistos, der „Götterschmied“, soll jedesmal, wenn er einen Seitensprung seiner schönen Gattin Aphrodite vermutet, das Feuer so heftig schüren, dass der Ätna ausbricht. Der Kegel des Vulkans raucht auch am heutigen Tag mächtig und der schneebedeckte Kraterrand ist von einer Ascheschicht dunkel gefärbt: Erst vor drei Tagen waren heftigere Eruptionen zu beobachten. — Wer weiß, wo Aphrodite sich herumtreibt!

Am späteren Abend passieren wir dann einen weiteren Vulkan. Der Stromboli, dessen Name sich aus dem Griechischen ableitet und „runde Insel“ bedeutet, heißt auch „Leuchtfeuer des Mittelmeeres“! Heute zeigt er sich auch von seiner feurigsten Seite. Immer wieder schießen Lavafontänen in die Höhe und in einer großen Eruption ergießt sich dann ein Strom glühender Gesteinsmassen bis hinunter ins Meer.

ÄTNA UND STROMBOLI

Mit etwa 3.323 m Höhe ist der Ätna der höchste Vulkan Europas. Vor allem ist er aber auch der aktivste. Erst in den letzten Jahren entstand der „Neue Südost-Krater-Kegel“. 2011 begann der Eruptionszyklus, bei dem innerhalb eines Jahres 19 paroxysmale Eruptionen beobachtet wurden. Unter Paroxysmen versteht man Vulkanausbrüche, die langsam anfangen und sich nach einer „Vorspielphase“ schnell zu einem starken Ausbruch steigern, bei der dann Lavafontänen bis zu 100 m in die Luft geschleudert werden können. Die Phasen zwischen den Paroxysmen lagen im aktuellen Zyklus zwischen 6 Tagen und 8 Wochen.

Anders als der Ätna ist der Stromboli ständig tätig. Dies ist so charakteristisch, dass man derartige Ausbruchsformen generell als „strombolianisch“ bezeichnet: In Abständen von wenigen Minuten bis zu einer Stunde kommt es dabei zu größeren und kleineren Eruptionen. Das ausgeworfene Material, das bis zu 1.000°C heiß ist, fällt meist in den Krater zurück oder rollt über die „Feuerrutsche“ (Sciara del Fuoco) genannte Nordwestseite der Insel bis ins Meer, 924 m ragt der Vulkan aus dem Wasser heraus, die Höhe vom Meeresgrund aus bemessen beträgt etwa 3.000 m. Am Ufer der Insel liegen zwei Ortschaften, wobei man von der einen zur anderen nur über den Wasserweg oder quer über den Vulkan gelangen kann.

geschrieben von Corinna Jarosch