Über Nacht überqueren wir erneut die Ostsee mit Kurs auf die dänische Insel Bornholm, die nur gut 20 Seemeilen vor schwedischen Küste liegt. Der Wind hat erneut aufgefrischt, und es ist eine gewisse Bewegung im Schiff.
Als wir uns morgens früh den Erbseninseln nähern, die wiederum 18 Kilometer nordöstlich von Bornholm liegen, fahren wir gegen eine Dünung von 2 bis 3 Metern an, und so sind wir nicht sonderlich optimistisch, was die geplante Ausbootung angeht. Wie durch Zauberhand wird die Welle dann aber im Windschatten von Bornholm niedriger, und es tut sich ein kleines Zeitfenster auf, in dem auch der Wind nachläßt. Also fackeln wir nicht lange und lassen schnell die Zodiacs zu Wasser, um eine Rundfahrt um die Schärengruppe zu beginnen.
Zunächst geht es zur kleinen Felsklippe von Tat, um die herum einige Dutzend Kegelrobben im Wasser spielen. Neugierig strecken sie ihre Köpfe hoch aus dem Wasser, um uns zu beäugen. Einzelne Bullen kommen den Booten auch ein wenig näher.
Dann geht es weitern zur Vogelschutzinsel Græsholm, auf der allerdings nur noch Möwen, Kormorane, Schwäne und Eiderenten gesichtet werden. Früher in der Saison brühten hier auch mehrere Tausend Paare von Tordalken und Trottellummen.
Anschließend umrunden wir die Hauptinsel Christiansø, die der dänische König Christian V. 1684 zur Marinefestung ausbauen ließ. Es geht durch den kleinen Hafen zwischen Christiansø und Frederiksø hindurch. Rechts und links sehen wir die beiden gewaltigen Wehrtürme, die ehemaligen Kasernen und die schmucken kleinen Häuschen, in denen sich die Matrosen niederlassen durften, als die Festung 1862 aufgelassen wurde, woraus die heute knapp 100 Bewohner zählende zivile Inselbesiedlung entstand.
Auf der Rückseite der Insel baut sich eine Kreuzsee auf mit teilweise 2-3 Meter hohen Wellenbergen, die aber lang genug sind, um den Zodiacs nicht gefährlich zu werden. Ein wenig abenteuerlich ist diese Berg- und Talfahrt aber schon. Auf einigen vorgelagerten Klippen entdecken wir noch einmal einige Kegelrobben, leider aber nicht an Land. Offenbar ist die Brandung ihnen heute auch zu unruhig. Stattdessen türmen sich mächtige dunkle Wolken auf, einzelne Schauer gehen herunter, zwischendurch erfreuen uns aber auch einzelne Sonnenflecken und mehrere Regenbögen.
Da der Wind weiter aufbrist auf 8 Beaufort, kehren wir nun lieber in die Sicherheit unserer HANSEATIC inspiration zurück, denn am Sidegate wird es jetzt schon ein wenig sportlich.
Stattdessen drehen wir noch zwei bis drei ganz gemütliche Schiffsrunden um diese Inselgruppe herum. So nah wie möglich geht es an den Küsten dieser sympathischen kleinen Inseln entlang, die ihren Namen vermutlich genau dieser Tatsache verdanken, nämlich daß sie so winzig sind – gerade einmal 1,5 km mißt der gesamte Archipel.
Anschließend verholen wir nach Bornholm. Und da wir keine weiten Wege zurückzulegen haben, starten wir auch hier mit einer Spazierfahrt die gesamte Ostküste entlang. Wir betrachten, wie das anmutig gewellte Hügelland der Insel an unserer Backbordseite vorbei zieht. Gespickt ist es mit kleinen Hafenstädtchen, Leuchttürmen und Windmühlen, eine davon sogar drehend in Betrieb. Ab und an sehen wir eine der inseltypischen runden Wehrkirchen aus dem 11. Jahrhundert, die mit ihren dicken weißen Mauern, Schießscharten und Spitzdächern durchaus Festungen gleichen.
All das genießen wir am besten beim Mittagessen im Lido, heute mit authentischen polnischen Spezialitäten. Unser Sous Chef Kamil kommt nämlich aus Polen und war gestern in Danzig auf Einkaufstour.
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Helligdomsklipperne (Heiligtumsklippen), eine wild zerklüftete Felsküste aus bis zu 22 Meter hoch aufragenden, bizarr geformten Granitsäulen, Wänden und gezackten Klippen. Die Brandung hat auch viele Spalten und Höhlen aufgerissen, in die man meist nur von Seeseite aus einfahren kann. Ideal also für eine Zodiac-Tour, die wir hier auch vorgesehen hatten. Leider allerdings peitschen immer wieder Regenschauer waagerecht durch die Luft, und der Wind erreicht mit 42 bis 51 Knoten Sturmstärke 8-9, in Böen 10. Wir müssen uns also damit begnügen, diese Felslandschaft von der Ferne aus zu betrachten, statt mit den Gummibooten um sie herumzukurven und in die Klüfte und Grotten einzufahren.