Als wir morgens die Augen aufmachen, sind wir also nicht in Polen, sondern in Schweden. Und zwar im Schärengarten vor Karlskrona. Es ist erwartungsgemäß recht stürmisch, und vormittags dräuen immer wieder malerische schwarze Gewitterwolken, aber meistens scheint doch die Sonne.

Und so machen wir uns ab 8.30 auf, dieses Städtchen zu erkunden. Ein kurzer Tenderweg bringt uns an die Landestelle, und dann haben wir fünf Stunden Zeit. Es ist Sonntag früh, da geht es in Karlskrona noch recht beschaulich zu. Trotzdem gibt es einiges zu entdecken:

Gegründet wurde Karlskrona 1679 von König Karl XI als Hauptstützpunkt seiner gewaltigen Militärflotte. Schweden war seit seiner Unabhängigkeit von Dänemark durch Gustav Wasa 1523 zu einer expansiven militärischen Großmacht geworden und war im 30-jährigen Krieg über die Ostsee nach Süden expandiert. Finnland und Karelien, der finnische Meerbusen, das Baltikum, aber auch Rügen, Vorpommern, Wismar und Bremen-Verden gehörten zum Königreich. Die schwedischen Truppen waren wegen ihrer Brutalität gefürchtet und plünderten die Reichtümer der Nachbarn.

Erbaut wurde die Stadt auf 30 Schäreninseln vom deutschen Admiral Hans Wachtmeister, dessen Denkmal uns an der Tenderstation begrüßt. Ein kleiner Rundgang erschließt uns die Stadt mit seiner einzigartigen Mischung aus barocken Prunkbauten, schmucken schwedischen Holzhäuschen, gewaltigen Festungsanlagen und Bastionen, barocken Kasernen und an den Realsozialismus erinnernden Plattenbauten. Das ganze Ensemble steht heute unter Denkmalschutz und gehört seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Besonders beeindruckend ist der Marinehafen mit dem Militärmuseum. Es ist didaktisch hervorragend aufbereitet und daher zu Recht eines der meistbesuchten Museen in ganz Schweden.

Daneben sind auch die drei Hauptkirchen von Karlskrona eine Besichtigung wert. So unterschiedlich die drei Kirchen auch in Materialien, Grundriß und Stimmung sind, so sind sie doch alle im Barockstil gehalten. Allerdings in dem sehr strengen, kühlen und schlichten Barock, wie er für den Lutheranismus typisch ist. Es gibt kaum figürlichen Schuck oder Malereien. Nichts erinnert an den opulenten, farbenfrohen, überladenen Barock etwas des süddeutschen Katholizismus. Besonders die frisch renovierte Fredrikskirche besticht durch klare Linienführung und Reduktion auf die Grundformen. Dazu passen die modernen Einbauten wie der Marmor-Altar oder das schwarze Taufbecken mit spiegelnder Wasserfläche ganz hervorragend. Und man bekommt einen Eindruck davon, woher das moderne skandinavische Design seine Inspiration bezogen hat….

Am Hauptplatz befinden sich die Fredrikskirche und die Dreifaltigkeitskirche, welche auch als „Deutsche Kirche“ für die mit Stadtplaner Wachtmeister gekommenen Landsleute diente. Beide wurden in Stein von Nikodemus Tessin dem Jüngeren erbaut, wirken aber atmosphärisch recht unterschiedlich.

Die Admiralitätskirche von 1697 hingegen ist Schwedens größte Holzkirche. Wie die Dreifaltigkeitskirche ist sie eine Kuppelkonstruktion; innen sehr schön in weiß, türkis und gold gehalten;,außen in klassischem Falun-Rot.

Vor der Admiralitätskirche steht die lebensgroße Holzfigur von Herrn Rosenbom. Seinen Hut kann man wegklappen, und darunter entdecken wir einen kleinen Schlitz. Diese Figur ist nämlich eine gigantische Spendenbüchse für die Bedürftigen der Stadt. Sie erinnert an die Legende eines Almosen-Bettlers, welche Selma Lagerlöf in ihrem Roman „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson“ überliefert hat.

Und eine sehr hübsche kleine Skulptur diese Reisenden auf dem Rücken von Gänsen findet sich an der Wegkreuzung davor.

Zum späten Mittagessen kehren wir zurück an Bord und genießen die Annehmlichkeiten des Schiffes. Wir fahren durch den Schärengarten von Karlskrona Richtung offene Ostsee, wo die HANSEATIC inspiration sich in der inzwischen doch ganz ordentlichen Dünung von 2 Metern sanft zu wiegen beginnt.

Die äußersten Schäreninseln heißen Utklippan und sind ein unbewohntes Naturschutzgebiet. Wir fahren möglichst nah heran und können den schönen Leuchtturm auf den Felsen sehen. Auch einige Dutzend Kegelrobben sind mit den Ferngläsern gut zu beobachten, wie sie auf den flachen Felsen liegen oder in der Brandung spielen. Neugierig strecken sie ihre Köpfe aus dem Wasser, um nach dem großen Gefährt zu schauen, daß ihnen da seine Reverenz erweist.